Abschied und Rückblick von Diego Tammaro

Diego Tammaro von der OKJA Widnau hat im Juni erfolgreich sein Studium zum Sozialpädagogen an der HF Agogis abgeschlossen. Leider endet mit seiner Ausbildung auch seine Zeit im Jugendnetzwerk. Herzlichen Glückwunsch zu deinem tollen Erfolg und vielen Dank für dein Engagement im JNW, lieber Diego!


Zum Abschluss blickt er nochmal zurück auf drei intensive und lehrreiche Jahre in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Widnau.

Welche Sachen hast du im JNW überhaupt zum ersten Mal gemacht? 

Diego: In diesen drei Jahren konnte ich viele Dinge zum ersten Mal machen oder erledigen. Ich durfte eigene Projekte gestalten, diese von A bis Z durchführen und evaluieren. Zudem übernahm ich selbstständig Aufgaben im Jugendtreff. Ich leitete Gruppen, führte Teamsitzungen und Konfliktgespräche mit Jugendlichen sowie Intervisionen. Es gab viele erste Male, wie die Teilnahme an Teambuilding-Aktivitäten wie die Retraite und das Schreiben von Reflexionsberichten. Ausserdem arbeitete ich mit verschiedenen Fachpersonen aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammen. Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen, aber das sind die, die mir jetzt am schnellsten in den Sinn kommen.

Wo gab es Stolpersteine? 

Diego: Am Anfang hatte ich sicherlich meine ersten Stolpersteine, um mich mit der grossen Offenheit zurechtzufinden, den Tag selbstständig zu gestalten und mit der Freiheit der Arbeitszeit umzugehen. Es war auch eine Herausforderung, sich die Aufgaben selbstständig einzuteilen, da es im Vergleich zu anderen Berufen weniger Struktur gibt und die Jugendtreff-Öffnungszeiten sowie Sitzungen die einzigen festen Arbeitszeiten waren für mich. Ein weiterer Stolperstein war, das richtige Mass an Nähe und Distanz zu finden. Es war wichtig, eine gute Beziehung zu den Jugendlichen aufzubauen, ohne zu distanziert zu sein, da dies eine Antihaltung bei ihnen hervorrufen könnte. Mit der Zeit gelang es mir, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz zu finden, was für eine gelingende Beziehung zu den Jugendlichen wichtig ist. 

Ich musste auch lernen, mit Misserfolgen umzugehen, beispielsweise wenn ein Projekt nicht wie erwartet verlief. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass es dennoch wichtig ist, Projekte zu starten, und dass auch Misserfolge und unerfüllte Erwartungen zum Lernprozess dazugehören. Diese Erfahrungen sind wertvoll, da man aus ihnen lernt und das Wissen für zukünftige Projekte nutzen kann. Diese Stolpersteine waren entscheidend für meinen Lernprozess und helfen mir, ein besserer Sozialpädagoge und Jugendarbeiter zu werden, da sie mich dazu bringen, mich intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen. 

Gibt es besonders wertvolle Erfahrungen, die du hier gemacht hast? 

Diego: Ich konnte sehr viele wertvolle Erfahrungen sammeln, wie ich oben teilweise schon erwähnt habe. Ich konnte an mir selbst wachsen, mich ausprobieren und besser kennenlernen: Was sind meine Stärken? Was sind meine Schwächen? Wie kann ich diese weitergeben und in die Berufswelt einbringen? Ich konnte Menschen kennenlernen, die mich in meinem Leben weiterbringen. Ich erlebte ein tolles Team und ein starkes Wir-Gefühl, was mir zeigt, wie ich in Zukunft auch arbeiten möchte. Ich habe erfahren, was ich in einem Team brauche, was vielleicht weniger und was ich zu leisten imstande bin und wo ich noch Lernprozesse habe, die ich weiter ausbauen kann. 

Durch die verschiedenen Jugendlichen und Menschen in der Jugendarbeit habe ich gelernt, jedes Individuum so zu akzeptieren, wie es ist. Dies hat mir geholfen, ein offeneres Bild zu entwickeln und die Haltung des Nichtwissens bei jedem Jugendlichen zu bewahren. So konnte ich bei jedem neu und sehr angepasst auf seine Bedürfnisse und Ressourcen arbeiten und diese Person kennenlernen, bevor Entscheidungen getroffen oder Lösungen erarbeitet wurden. 

Ich habe auch gelernt, selbstständig zu arbeiten und Projekte durchzuführen: Was braucht es für Projekte? Was muss alles beinhaltet sein? Worauf muss man achten und welche Möglichkeiten gibt es? Ich durfte meine Stärken und Ressourcen ausleben und weitergeben und teilen, wie auch Neues dazu lernen. 

Welche Ereignisse wirst du wohl lange nicht vergessen? 

Diego: Es gibt einige unvergessliche Momente, vor allem die mit den Jugendlichen. Es war sehr wertvoll zu sehen, was sie einem zurückgeben, was man aus jedem einzelnen Jugendlichen lernen kann auch für sein eigenes Leben durch die Erfahrungen, die man mit ihnen teilt. Es ist besonders erfüllend zu sehen, was man bewirken kann, wie die Jugendlichen weiterkommen, sich verändern und wachsen. Dies zu beobachten und Teil dieses Prozesses zu sein, ihnen zu helfen und sie zu unterstützen, damit sie zu jungen Erwachsenen heranwachsen, ist der grösste Gewinn. 

Die Wertschätzung und Dankbarkeit der Jugendlichen für die Begleitung auf ihrem Weg werde ich nie vergessen. Ebenso unvergesslich ist das Team, mit dem ich zusammenarbeiten durfte. Jeder Mensch hatte auf seine Weise etwas Besonderes, das mir half oder das ich mitnehmen konnte. Wir unterstützten uns gegenseitig und ich durfte Teil davon sein, meine Mitarbeitenden und Teamkolleg:innen weiterzubringen. Es war ein gegenseitiges Wachsen, bei dem man voneinander lernte und viele Fähigkeiten austauschte. 

Die tollen Erlebnisse, Teamausflüge und Events stärkten das Team sehr. Es waren sehr lustige und schöne Abende oder Tage, die wir zusammen verbrachten. Diese schönen Erinnerungen werde ich mein Leben lang nicht vergessen, und ich bin sehr dankbar dafür und denke immer gerne daran zurück. 

Was hättest du nicht geglaubt, wenn dir das jemand vor einem Jahr vorausgesagt hätte? 

Diego: Ich habe hier, in diesem Betrieb, ein freundliches Umfeld gefunden, das es mir ermöglicht hat, stark an mir zu wachsen und mich selbst wertzuschätzen. Es war bereichernd zu sehen, dass meine Persönlichkeit und meine Arbeit bei den Jugendlichen vieles hinterlassen hat und zu positiven Veränderungen beigetragen hat.

Wie auch konnte ich Freunde fürs Leben finden, was ich so beim Start meiner Ausbildung nicht erwartet hätte, aber mich sehr freut und ich positiv in die Zukunft mit ihnen schaue. Es fällt mir sehr schwer, diesen Arbeitsplatz, das Team, den Arbeitsort und die Jugendlichen verlassen zu müssen. Gleichzeitig bin ich sehr dankbar und hoffe, dass das Sprichwort „man sieht sich immer zweimal im Leben» hier zutreffen wird.  

Wer oder was hat dich herzlich zum Lachen gebracht? 

Diego: Zum Lachen gab es in diesen drei Jahren mehr als genug Gründe. Das Team, die Jugendlichen und die Arbeit selbst haben mich stetig zum Lachen gebracht. Wir hatten immer Platz für Spass, auch im Team. Nicht immer wurde alles zu ernst genommen, und wenn die Möglichkeit bestand, wurden auch gerne mal Dummheiten gemacht. 

Meine Persönlichkeit hat definitiv dazu beigetragen, dass wir sehr viel Spass hatten in diesen drei Jahren, da ich mich sehr wohl fühlte. Dadurch konnten wir viele schöne Momente gemeinsam erleben und viel gemeinsam lachen. 

Die ganzen Team-Events, Team-Ausflüge und Partys mit den Jugendlichen, wie auch Übernachtungspartys, boten immer einen Grund zum Lachen.  

Wofür bist du dankbar? 

Diego: Besonders dankbar bin ich für die drei Jahre, die Geduld, die mir entgegengebracht wurde, das Verständnis, die Akzeptanz und die Unterstützung vom ganzen Team und von verschiedenen einzelnen Personen. Ebenso bin ich dankbar für meinen PA, der stets hinter mir stand, mich unterstützte, aufbaute und weiterbrachte. Sein Einsatz war für mich von unschätzbarem Wert, denn es waren nicht nur einfache und lustige drei Jahre, sondern auch harte Zeiten, in denen viel Persönliches passierte. 

In dieser Ausbildungszeit wächst man, und ich bin dankbar, dass all dies im Team, in der Arbeit und durch die stetige Unterstützung meines PA Platz hatte. Ich hatte nie das Gefühl, allein zu sein oder nicht gehört zu werden. Ich konnte mich im Team entwickeln und meine Entwicklung wurde zugelassen und gefördert. 

Ich bin auch sehr dankbar gegenüber den Jugendlichen, dass ich Teil ihres Lebensabschnitts sein durfte, positive Erfahrungen sammeln konnte und neue Erfahrungen gemeinsam mit ihnen entdecken und meistern konnte. Insgesamt bin ich dankbar, da es drei sehr prägende Jahre in meinem Leben waren. Ich durfte mich selbst kennenlernen, was für mich etwas vom Schönsten ist. Ich konnte ein Sozialpädagoge werden, so wie ich es möchte und wie ich es weitergeben möchte. Vielen Dank!